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Spieglein, Spieglein an der Wand…

Aktualisiert: 23. März 2020

...wer hat das dickste Gelb im Land?



Nun, ganz klar ist das die Forsythie. An den noch nackten Trieben vom Vorjahr blüht dieser Strauch wie ein wahrer Goldrausch, wegen des Klimawandels übrigens von Jahr zu Jahr früher, manchmal schon ab Ende Februar. Aber das war’s dann schon: Fast alle Forsythienarten stammen aus Asien. Da die Blüten der Forsythie keinen Nektar produzieren, sind die Pflanzen als Nahrungsquelle für Wildbienen oder Schmetterlinge weitgehend wertlos.



Da hat der andere Strauch weit mehr zu bieten: die Kornelkirsche, botanisch Cornus mas, und umgangssprachlich unter vielen Namen wie z.B. Tierlibaum bekannt. Klar, seine gelben Blüten strahlen nicht ganz so fett, dafür haben sie Nektar und Pollen satt in einer Zeit, in der noch kaum etwas blüht und zahlreiche Insekten auf Futtersuche sind. Selbst für Menschennasen wahrnehmbar strömt aus den Blüten ein honigartiger Duft …


Die Kornelkirsche gedeiht auch im lichten Schatten und lässt sich, wenn man es denn will, beliebig in Form schneiden. Es gibt sie als Strauch und Hochstamm zu kaufen. Einziger Nachteil: Sie wächst relativ langsam, besonders in den Zuchtformen.


Wer einen Abstecher in die Geschichte machen will: Angeblich war das Trojanische Pferd, mit dem der schlaue Odysseus die Trojaner überlistete, aus dem Holz einer Kornelkirsche gebaut. Alexander der Grosse gründete sein Weltreich auch auf die furchterregenden Langspeere seiner Soldaten, die – genau! – auch aus solchem Holz gearbeitet waren. Im Mittelalter hat man sogar Zahnräder, beispielsweise für Mühlen, daraus hergestellt, und als es später Mode wurde: Spazierstöcke. Die konnte man im Notfall ebenfalls als Waffe einsetzen, denn Cornus-Holz ist das härteste in Europa wachsende Holz und so schwer, dass es nicht einmal im Wasser schwimmt, sondern untergeht.


Im August und September werden die Früchte reif, denen das Gehölz seinen Namen gibt. Kirschen sind sie allerdings nicht, sehen diesen nur ähnlich, oval und ca 2 cm lang und mit hohem Vitamin C - Gehalt.


Man kann die Früchte am Baum lassen: die Vögel freuen sich! Speziell der Eichelhäher ist ein Fan von Kornelkirschen. Man kann die Früchte aber auch zu süss-sauren Marmeladen oder Gelees verarbeiten. Oder zu einem leckeren Likör, über die Jahrtausende schon beliebt bei Griechen, Römern und Germanen.

Wie das geht? Ganz einfach so - zum Beispiel: 350 Gramm Kornelkirschen waschen, entkernen und in ein durchsichtiges Glas geben. 150 Gramm braunen Kandiszucker dazu sowie eine Stange Zimt und eine aufgeschnittene Vanilleschote. Dazu eine Flasche (0,7 l) weißen Rum, Korn oder Wodka. Deckel drauf, auf eine helle Fensterbank stellen und immer mal wieder schütteln. Mindestens zwei Monate stehen lassen. Dann durchseien. Wohl bekomm’s!


Tja, und wer noch keine Kornelkirsche hat, kann am besten jemanden mit einem Tierlibaum bitten, ihm ein Stück abzugeben. Die Vermehrung ist folgendermassen möglich: 1. Durch Absenker, d. h. niedrig wachsende Zweige werden durch einen Haken auf den Boden gezogen, bis sie Wurzeln gebildet haben und angewachsen sind und dann abgetrennt werden können. 2. Durch Stecklinge von noch weichem Holz, die im Mittsommer geschnitten und dann in Pflanzerde gesetzt werden. 3. Durch Samen, der im Herbst ausgesät wird.


Bei so vielen Vorteilen ist doch klar: raus mit der Forsythie, rein mit der Kornelkirsche!

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